Die Johanniter-Heilstätte

Die Johanniter-Heilstätte

Ein verlassenes Sanatorium mit Gruselfaktor

(Gleich vorweg: bis Anfang letzten Jahres konnte man noch über den Kontakt zum Schlittenhunde- und Lost Places-Erlebniscamp eine Führung mitmachen und danach allein so lange man wollte fotografieren. Das ist nun leider nicht mehr möglich, da der Pächter und Beaufsichtigende, Jens, verstorben ist. Das Betreten des Geländes ist strikt verboten, der Berg ist nach wie vor bewohnt. Bei Zuwiderhandung erfolgt Verhaftung durch die Polizei.)

Ein gigantischer Lost Place in traumhafter Natur

Versteckt und tief im Wald zwischen hohen Tannen steht das langgestreckte, weiße Gebäude der ehemaligen Johanniter Heilstätte. Es gehören mehrere kleine Wohnhäuser dazu, die zu DDR-Zeiten von den höher Gestellten genutzt wurden. Was diese ehemalige Lungenheilstätte so besonders macht, ist ihr doppelter Charme zwischen gruselig und idyllisch. Die Außenarchitektur der Johanniter-Heilstätte wirkt durch die schlichten Linien der glatten Wände mit den hohen Fenstern und dem Granitstein schon irgendwie erdrückend, vielleicht sogar ein bißchen bedrohlich. Es gibt bis auf ein Stuckelement keinerlei Verzierungen oder Elemente, die dem Bau etwas Leichtigkeit verschaffen würden. Ganz im Gegenteil: das dunkle Dach und der Vorbau aus dunklem Holz am Eingang geben dem ansonsten fast komplett in weiß gestrichenem Gebäude fast schon einen tristen schwarz-weiß-Anblick. Im Inneren ist man umso überraschter, da die großen Fenster viel Licht einlassen und die verzierten Geländer und die Flügeltüren dieser Heilstätte doch noch die nötige Kleinigkeit an Nettigkeit geben. Durch ihre Lage auf dem Ochsenberg nahe bei Sorge ist die Johanniter-Heilstätte wunderbar still in die Natur eingebettet. Die großzügigen Räume mit großen Fenstern sowie den offenen Terassenbereichen gaben ihr einen für die damalige Zeit modernen und fortschrittlichen Charakter. Erst recht durch die Ausstattung.

geschichtlicher Hintergrund der Johanniter-Heilstätte

Das anfangs nur für Frauen gedachte Sanatorium wurde unter der Leitung des damaligen Chefarztes Hans Pigger technisch aufgerüstet und verfügte dann als einer der ersten Heilstätten über Röntgen- und Pneumothorax-Apparate. Die Reste der Befestigungen der Apparate sowie die schwarzen Jalousien und Entkleidungsräume sind noch vorhanden. Ebenfalls ganz weit vorn lag die Heilstätte in Sachen Heilungstherapien. 1909 führte Chefarzt Pigger als einer der ersten in Deutschland die Lungenkollapstherapie ein. Die Verbesserung von hygienischen Verhältnissen führte zu einem allgemeinen Rückgang von TBC-Lungenerkrankungen. Somit wurden 1951 die letzten Lungen-OPs durchgeführt und für den Kurbetrieb aufgrund rückläufiger Belegungen der Betten ab 1962 auch Männer aufgenommen. Die Bezirksregierung Magdeburg entzog 1967 der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen die Nutzund der Heilstätte. Sie wurde fortan bis zur Wende von der NVA als Kurort weitergeführt. Nach der Wende konnten keine angedachten Nutzungspläne umgesetzt werden, sodass die ehemalige Johanniter-Heilstätte seit 1992 leer steht.

Ergänzung

Mehr Hintergrund-Information rund um die Johanniter-Heilstätte findet man hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johanniter-Heilst%C3%A4tte_Sorge

https://de-de.facebook.com/LostPlaceCamp/

Allgemeines zu Heilstätten im Harz liest sich außerdem beim Harz-Kurier:

https://www.harzkurier.de/region/article151413351/Die-alten-Heilstaetten-sind-kaputt.html