Die verlassene Fabrikantenvilla Auerbach

Die verlassene Fabrikantenvilla Auerbach

Ein prachtvoller Lost Place mit Sonnenuhr

Ich komme mir immer vor, als würde ich ein Schloss in Miniaturausgabe anschauen, wenn ich vor so einer verlassenen Villa wie dieser stehe. Die verlassene Fabrikantenvilla Auerbach, die Anfang des 20. Jahrhunderts für den Inhaber einer Maschinenfabrik erbaut wurde, beeindruckt mich auf den ersten Blick. Es gibt viele Details an diesem Neorenaissance-Gebäude zu entdecken. An dem hohen Turm finde ich eine eingearbeitete Sonnenuhr, die Dachgiebel wurden mit Fassaden-Verzierungen betont, die hübschen Erker, überdachte Terrassen und die Freitreppe lassen die verwinkelte Fabrikantenvilla schon etwas märchenhaft erscheinen. Umso gespannter bin ich auf das Innere…

Glas knirscht unter meinen Schuhen, als ich in die verlassene Villa schlüpfe. Der Nachbar mäht gerade seinen Rasen, sodass meine Schritte wahrscheinlich untergehen. Da die schöne Villa von der Straße aus durch das dichte Grün nicht zu sehen ist, hoffe ich darauf, dass sie nicht Opfer von Vandalen wurde. Mein Blick in den ersten großen Raum zeigt, dass die Villa nicht nur personell, sondern auch vom Inventar her verlassen ist. Wenigstens ist das historische Innenleben der Architektur größtenteils erhalten geblieben. Sowohl Holzvertäfelung als auch Holzdecke sind unversehrt. Der große Kamin fehlt allerdings, was mich nicht verwundert. Die Kamine von damals waren wirklich kleine Kunstwerke! Ein bisschen enttäuscht bin ich doch, weil Fachwerk und Holzarbeiten zwar wundervoll sind, aber ein paar Spuren der vergangenen Bewohner oder etwas Inventar hatte ich doch erhofft. Etwas geknickt schleiche ich weiter. Als ich in die offene Eingangshalle komme, bleibt mein Herz bleibt fast stehen: die breite Treppe aus Eichenholz mit schneckenartig gedrehter Säule ist ein Traum! Dazu die verzierte Kassettendecke – einfach umwerfend! In der Wand über dem Kamin entdecke ich Spuren von Hammer und Meißel. Früher befand sich an der Stelle ein geschnitztes Relief. Das wurde doch tatsächlich herausgeschlagen und gestohlen. Unfassbar!

Mein Entdeckergeist kommt in diesem Lost Place dann aber doch noch ein wenig auf seine Kosten. Eine schmale Holztreppe führt hinter der Eingangshalle in die oberen Etagen. Hier sind nicht nur Spuren des Verfalls, sondern auch der Erhaltung erkennbar. (Den aktuellen Stand kenne ich zu diesem Zeitpunkt nicht.) Trotz der Leere der Räume freue ich mich über Details wie die schmiedeeisernen Türgriffe an den Holztüren, Fensternischen und Stuckdecken. Zu meiner Überraschung hat diese verlassene Fabrikantenvilla sogar einen eigenen kleinen Kapellenraum. Vielleicht für Familientaufen – ich weiß es nicht. Am Ende meines Besuchs muss ich doch sagen, dass diese verlassene Villa immer noch sehr schön ist und der Besuch sich gelohnt hat.

wichtiger Nachtrag:

Die historische Fabrikantenvilla hat 2020 einen neuen Eigentümer gefunden.


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