VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung

VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung

Hier stand mal “Meer”.

Das ehemalige Hüttenwerk Mägdesprung kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Teile der erhaltengebliebenen Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz.

Der Ort Mägdesprung hat seit dem 18. Jahrhundert seinen namentlichen Ursprung in der Quelle Meidesprungk. Die Gegend schien aufgrund des Eisenerzvorkommens, der möglichen Energiegewinnung durch reichlich verfügbares Wasser und den umgebenden Wald sehr geeignet für die Produktionsstätte einer Eisenhütte. Und so schlossen 1646 der Landesherr Fürst Friedrich von Anhalt-Bernburg-Harzgerode und der Quedlinburger Kaufmann Johann Heydtfeld einen Vertrag zur Gründung des Eisenwerkes, das anfangs nur aus zwei Frischfeuern und einem Hammerwerk bestand. 1662 wurde der erste Hochofen in Betrieb genommen. Allerdings war die Hütte nicht rentabel genug und ging trotz diverser Besitzerwechsel in Konkurs. 1710 erfolgte die Stillegung.

Erst 1754 wurde der Betrieb der Eisenverhüttung in der Eisenhütte Mägdesprung wieder aufgenommen. Neben qualitativ hochwertigem Stabeisen wurde ein großes Sortiment an Fertigprodukten wie Gewehrläufe, Beile, Pflugscharten hergestellt.

Das Verwaltungsgebäude der Harzer Eisenhütte, das einen Dachreiter mit Uhr erhielt, wurde 1781 erbaut. Nach hinten ist ein Fachwerkhaus angebaut, das ursprünglich als Modellwerkstatt diente. In der Fachwerkkonstruktion kann man den sog. “Ganzen Mann” erkennen – eine Balkenbauart, die an einen stilisierten Mann erinnert. Hinter dem Gebäude steht die um 1800 errichtete Blankschmiede.

1821 wurde der Kunstguss in die Produktion der Eisenhütte Mägdesprung aufgenommen, was auch einige Jahre erfolgreich lief. Die Errichtung des Denkmals zu Ehren Fürst Friedrich Albrechts von Anhalt-Bernburg 1812 war für die damalige Zeit eine technische Hochleistung. Der Bereich Maschinenbau wurde ebenfalls gefördert. Das Eisenhüttenwerk musste sogar erweitert werden. Es wurden ein Fabrikgebäude mit Blechschmiede, eine Schlosserei, ein Walzwerk, eine Formerei und Schleifhütte und das Carlswerk mit Eisenwalz- und Eisenschneidewerk gebaut. Doch leider musste die Hütte Mägdesprung bereits 1876 erneut aufgegeben werden. Die Zollpolitik zwischen den damaligen Fürstentümern Sachsen-Anhalt und Preußen war ein finanzielles Problem, da Mägdesprung als Exklave von preußischem Gebiet eingekesselt war. Aufgrund der hohen Zölle konnte die Hütte mit den westfälischen Preisen des Roheisens sowie gestiegener Rohstoffpreise nicht mithalten. Die ungünstige Lage im Selketal, wo es zu der Zeit noch keine Selkebahn für den Transport gab, machte es nicht besser.

1902 startete man einen neuen Versuch mit der Herstellung von Gaskochern und Heizgeräten. Hinzukamen zu Blechaggregate für die Heizungsfirma Junkers. Ende des Zweiten Weltkrieges brannte das Modellhaus mit samt seinen Gussmodellen nieder. 1959 wurde das Werk unter der Firmierung „Eisenhüttenwerk Mägdesprung Carl Horn KG“ teilverstaatlicht.

1972 erfolgte die komplette Verstaatlichung der Eisenhütte Mägdesprung als VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung. Bei der Produktion von ebensolchen Gas-und Heizgeräten wie Gaskochern Gußteilen für Heizgeräte war Mägdesprung Alleinhersteller in der DDR.

Nach der Wiedervereinigung von BRD und DDR wurde aus dem VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung die privatisierte Mägdesprunger Eisenhüttenwerk GmbH im Aufbau. Lange hielt sich der Betrieb nicht aufrecht. 1991 war final Schicht im Schacht. Seitdem verfällt das Verwaltungsgebäude. Die Produktionsgebäude sind bereits zum großen Teil abgerissen. Einzig das Maschinenhaus des ursprünglichen Carlswerk ist als Industriemuseum erhalten geblieben.

Das Farbenspiel in diesem Lost Place habe ich in der Art woanders noch nicht erlebt und auch danach nie wieder. Gern hätte ich noch die alten Produktionsstätten gesehen – leider konnte ich nur ins Verwaltungsgebäude.


weblinks:

https://www.patifakte.de/artefakte_harz2.htm#info

https://harz-saale.de/magdesprung-das-industriemuseum-carlswerk-und-die-fursten-von-anhalt/

https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCttenwerk_M%C3%A4gdesprung