Die verlassene Villa Moglia

Die verlassene Villa Moglia

Eine verlassene Villa in Italien, so groß wie ein Palazzo

Achtung: Villa Moglia wird in ein Hotel umgebaut und ist KEIN Lost Place mehr!

Turin: Villa Moglia to be converted into a luxury hotel: The protected building Villa Moglia in Chieri (Turin) was sold by Prelios to a private buyer. The property is currently vacant and covers 6,000 Sq m surrounded by a park. It will be turned into a luxury hotel featuring a spa while preserving its architectonic characteristics. (Quelle: 15 April 2025, La Repubblica, 13.März 2021: https://www.univoca.org/wp-content/uploads/Pag.-9-La-Repubblica-Torino-13-Marzo-2021.pdf)

Man kann nicht immer einen schönen verlassenen Ort ohne Spray-Geschmiere haben. Um nicht zu sagen: kaum noch. Leider. Als ich mit meinem Hobby 2010 mal anfing, war das noch anders. Aber ich wollte diese Villa dennoch sehen, denn mir gefallen die wunderschönen Decken bis heute. Und ich bereue es nicht. Allein schon von der Größe her ist diese Villa beeindruckend. Ich hätte auch gedacht, dass es sich um einen Palazzo handelt. Welche Kriterien bzw. Maßstäbe in Italien für eine Villa und einen Palazzo angesetzt werden, weiß ich nicht, es wundert mich nur. Nun denn, Hauptsache schön. Gleich zu Beginn lande ich in dem Raum mit der lila Decke, die diese typisch italienischen Einbuchtungen in den vier Ecken hat. Das ist mir bei meinen Recherchen immer wieder aufgefallen, denn diese Art der Deckenkonstruktion habe ich in Italien das erste Mal kennen und lieben gelernt. In dem Raum dahinter wurde offenbar mal eine Zwischenwand eingezogen, um eine Toilette zu „erzeugen“. Zu gern hätte ich natürlich alle Räume in ihrer eingerichteten Zeit gesehen, oder wenigstens noch ein bisschen Mobiliar, um eine Vorstellung zu erhalten, wie oder für was sie genutzt wurden. Vielleicht wohnte das Personal in einem Seitenflügel und die „Herrschaften“ im Haupthaus? Die Seitenflügel haben nur oben ein paar kleine Räume. Im linken Seitenflügel gibt es eine Art kleines Theater, jedenfalls mit Bestuhlung (leider habe ich diesen Flügel nicht angeschaut – was soll ich sagen…ich habe es einfach vergessen. Das ärgert mich tatsächlich bis heute 😀 ). Der rechte Flügel diente als Familienkapelle mit einem kleinen Altar. Das ist auch typisch für solche großen Herrschafthäuser, nicht nur in Italien: eine eigene Kapelle zu haben. Im oberen Stockwerk gibt es einen großen vanillefarbenen Doppelraum mit sehr schöner Stuckdecke, die leider schon teilweise herunter gebrochen ist. Auch der Fußboden ist an einigen Stellen durchgebrochen und macht nicht mehr den stabilsten Eindruck, sodass ich ihn nur ganz zaghaft betrete. Bei meinem Rundgang schaue ich immer mal wieder aus dem Fenster, um zu wissen, wo ich gerade bin. Dadurch, dass die Villa auch nach hinten einen kleinen Flügel hat, kann das schonmal verwirren.

Historie der Villa

Da mich die Geschichte der Villa interessiert, habe ich mal recherchiert: Die Villa wurde im 17. Jahrhundert für Ercole Turinetti und seine Frau Maria Garagno gebaut und umfasst über 6000qm, dazu 30.00qm Park. Zu meiner Überraschung bestand der ursprüngliche Bau aus dem Herrenhaus und einem hinten rustikal angebauten Flügel, der als Spinnerei für die Verarbeitung von Seidengarn diente. In der Nähe entstand das „Tinaggio“, ein Gebäude zur Weinherstellung. In den Jahren 1770-1775 sorgte Giuseppe Maurizio Turinetti neben einiger Verschönerung der Innenräume auch für den Anbau der beiden Seitenflügel ans Haupthaus sowie der Errichtung des Eingangsportals mit dem Wappen der Turinettis. Die Familienkapelle erhielt dabei auch zusätzlich einen Eingang zur Straße, weil die Turinettis den Bauern die Teilnahme am Gottesdienst in dieser Kapelle erlaubten.

Die vermögende Familie Turinetti war sehr wohlwollend und sorgte für Verschönerung in der Stiftskirche Chieri und der Kirche von San Carlo in Turin bis hin zum Bau der Kirche San Turin. Im 18. Jahrhundert führte der Architekt Luigi Barberis einige Anpassungsarbeiten an der Villa durch. Der Name Moglia rührt nicht von dem schlammigen Boden her, auf dem sie steht, sondern von einer alten Familie, die früher ein Anwesen besaß, das zwei Meilen von der Villa Borgata di Moglia Tana entfernt war. 1970 wurde die Villa schließlich an die Stadt Turin verkauft und mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen – bis nun zum aktuellen Verkauf.

Quellen: https://www.univoca.org/chieri-to-villa-moglia/
https://www.carreumpotentia.it/villa-moglia-dei-turinetti/
https://fondoambiente.it/luoghi/villa-moglia

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