
Die verlassene Villa del Cavaliere
Eine verlassene Villa in Italien mit wunderschöner Skulptur eines Reiters
Die Besitzerin will rund 14 Millionen Euro für diese verlassene Villa haben. Das erscheint mir ziemlich optimistisch, denn dieser Lost Place befindet sich abgelegen in einem sehr, sehr kleinen italienischen Dorf. Dennoch wäre es schön, wenn jemand diese schöne verlassene Villa kaufen und retten würde. Zwar bröckelt an einigen Stellen das Mauerwerk, aber ich habe keine Spuren von Schimmel oder anderen Schäden festgestellt. Und zum großen Glück gibt es auch noch keinen Vandalismus, wenngleich die Räume im ersten Stock vollgerümpelt sind.
Es gibt nicht viele Objekte, die zu meinen Traumzielen im Sektor Urbex gehören. Die verlassene Villa del Cavaliere mit der tollen Reiter-Skulptur war definitiv ganz oben auf meiner Liste und für mich ein absolutes Highlight. Entsprechend aufgeregt war ich, als ich sie endlich gefunden hatte und hin fuhr. Ich brauchte allerdings zwei Anläufe. Beim ersten Besuchsversuch wählte ich einen ungünstigen Weg zur Villa und wurde barsch vom direkten Nachbarn verscheucht. Das Wetter war an dem Tag sowieso bescheiden. Es hatte die Tage zuvor viel geregnet, alles war nass, der Himmel immer noch grau und trübe. Keine schönen Bedingungen zum Fotografieren. Enttäuscht und geknickt brauste ich von dannen. Meine Urbex-Reise durch Italien ging derweil weiter. Andere Lost Places standen auf meinem Plan, mein Zeitraum war ja begrenzt. An meinem vorletzten Urlaubstag war strahlender Sonnenschein. Ich hatte eigentlich geplant, nach Mailnd zu fahren, um entspannt am nächsten Tag abzureisen. In mir rebellierte alles, aus Italien abzureisen und mein Urbex-Highlight nicht gesehen zu haben. Ich befand mich ausgerechnet am denkar weit entferntesten Punkt von der Villa del Cavaliere, nämlich meinem Endziel. Eine Fahrt von hier zu der Villa würde Stunden dauern. Aber ich konnte nicht anders. Ich wusste, ich würde mich für immer ärgern. Zur Mittagszeit kam ich dann an – vielleicht genau richtig, denn die Italiener essen mittags immer und sind beschäftigt. Im Ort war es totenstill. Vor der einzigen kleinen Gaststätte saß eine Frau in einem Klappstuhl, aber sie schien sich nicht sonderlich für mich zu interessieren. Ich wagte mich konzentriert auf das Grundstück und ins Haus. Die Räume im Erdgeschoss waren leer und unscheinbar. Ich fand eine seltsam kahle Steintreppe, die ich hinauf ging. Den Moment, als mein Blick in den großen schönen Raum mit der verzierten Stuckdecke fiel, werde ich nie vergessen. Mein Herz klopfte wild und freudig aufgeregt, als mir klar war, dass ich gleich den „Cavaliere“, die Reiterskulptur, sehen würde und mein Ziel erreicht hatte. „Ich bin da, wenn ich gleich um die Ecke gucke, sehe ich ihn…!“, dachte ich voller Freude bei jedem Schritt. Langsam schaute ich um die Ecke, und ja, da war sie: die Reiterskulptur der Villa del Cavaliere! „Jaaaa, da ist sie!“ Was für ein Glücksmoment! Ich war so aufgeregt, dass ich beim Aufbau meiner Kamera sogar leicht zitterte und mich zügeln musste, nicht zu hibbelig zu werden! Ich schaute mir jedes Detail dieses wunderschönen Raums an, untersuchte den Cavaliere von allen Seiten und stand für einige Minuten einfach nur da, um diesen Augenblick aufzusaugen.
Die anderen Räume waren durch die verschlossenen Fensterläden dunkel, voller Zeugs und komplett unfotogen. Einzig der Raum hinter dem „Cavaliere“ war hübsch mit seiner Holzdecke und einer witzigen Wandbemalung, die ausssieht wie der Durchgang zu einer Treppe und einem Mädchen, dass hinter der Wand hervor schaut. Ich sah das Mädchen, als ich mich kurz vor dem Gehen noch einmal umdrehte. Für eine Sekunde stutzte ich, wobei ich mich zwar nicht wirklich erschrak, aber doch einen „Häh?!“- Moment hatte. Ein sehr kleiner Seitenraum schien als religiöser Raum gedient zu haben, denn an der Decke war eine Engelsfigur gemalt und er war auffällig kahl.
































