
Die verlassene kleine Mühle
Ein kleiner aber schöner Lost Place in Italien mitten im Gestrüpp
Auf meiner Fahrt von A nach B bin ich bedächtig unterwegs, denn in Italien wird es teuer, wenn man geblitzt wird. Das ist auch gut so, denn auf dieser Strecke rausche ich zwar an keinem Blitzgerät vorbei, doch der Wagen vor mir wurde gerade von zwei Polizisten ‚rausgewunken. „Puh“, denke ich, das würde mir ja gerade noch fehlen.“ Etwas komisch zumute ist mir aber dann doch, als ich wenden muss, um zurück zu der Parkfläche vor meinem jetzt anvisierten Lost Place zu parken. Möglichst ruhig und exakt knapp unter 50km/h fahre ich mit desinteressiertem Gesichtsausdruck an den beschäftigten Polizisten vorbei. So weit, so gut.
Als ich das dichte und hochgewachsene Gestrüpp auf dem Grundstück vor diesem verlassenen Ort sehe, scheint mir das allerdings nicht mehr ganz so gut. Es ist immer ungünstig, wenn man nicht sieht, wo man hintritt, ob es Löcher im Boden gibt oder irgendetwas Scharfkantiges. Ich probiere es dennoch, die Nase in Bodennähe voran. Gar nicht so einfach. Vor dem Haus stoße ich auf einen breiten Haufen Dachziegel. Ganz doof. Die Dinger sind instabil, könnten unter meinem (wenn auch eher leichten) Gewicht brechen und was weiß ich. „Mist, nix zum festhalten…boah…wieso liegen hier überhaupt so viele Ziegel, die sind doch nicht vom Dach gerauscht?!“ Mein erster Fuß macht Probestehen. Hält alles. Ok, der zweite. Knirscht zwar, scheint aber machbar. Ich eiere hinüber und komme ins Haus. Ich muss zugeben, ich hatte zuvor keine Vorstellung, was ich vorfinden würde, bin aber positiv überrascht. In dieser kleinen verlassenen Mühle sind noch sämtliche Gerätschaften drin, alles erhalten, und vor allem kein Vandalismus, sondern offenbar natürlicher Verfall. Richtig toll! Ich weiß zwar nicht, was hier gemahlen wurde, aber eine im Bastkorb stehende Bauchflasche lässt mich auf Getreide für die Herstellung von Schnaps oder Öl oder Traubenpressung für Wein tippen. Es ist sehr dunkel hier drin, aber die Farbwelt ist großartig. Ich verzichte dennoch auf meine Kamera und fotografiere diesmal nur mit dem Handy. Mein Dreibein-Stativ für jedes Bild auf dem mit Krams volliegendem Boden auszurichten, ist mir zu zeitaufwendig – mein Tagesprogramm ist ja noch nicht zu Ende. Der Holzboden im ersten Stock ist in meinen Augen nicht mehr zu betreten. Viele Planken sind kaputt oder bereits weggebrochen. Am Anfang der Treppe, wo ich stehe, ist der Boden mit Keramikfliesen belegt und fühlt sich fest an. Kein Wippen, kein Wackeln. Aber weiter gehe ich nicht. Zuletzt schaue ich mir noch den Seitenflügel an, in dem scheinbar der Müller gewohnt hat. Leider gibt es kein Inventar mehr.
Für mich hat sich der Besuch dieser kleinen verlassenen Mühle sehr gelohnt, denn so einen Lost Place habe ich noch nie gesehen.


































