Der verlassene Gasthof “Z”

Der verlassene Gasthof “Z”

Mit quietschenden Reifen komme ich nach der langgezogenen Kurve zum Stehen. Es ist schon spät am Abend, ich bin vom Besuch eines anderen Lost Place etwas müde und erschöpft, aber mein scharfes Auge hat diesen verlassenen Gasthof im Vorbeifahren sofort als verlassenen Ort erkannt. Selbst wenn ich vor Müdigkeit umfalle, kann ich keinen Lost Place links liegen lassen. Das ist meine Natur, ich kann nicht anders. Und so drehe ich um und schaue, was es zu entdecken gibt.

Die verlassene Gaststätte entpuppt sich als Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit. Das Interieur scheint der Zeit etwas entrückt. Ich weiß zwar nicht, wann dieser verlassene Gasthof zum Lost Place wurde, aber die Anschaffung der Möbel fand auf jeden Fall vor meiner Geburt statt. Die Räume wirken zwar etwas zerwühlt, aber nicht großartig zerstört. Bis auf ein angeschlagenes Waschbecken. Mal wieder frage ich mich, warum immer Waschbecken als erstes dran glauben müssen? Auch so eine Sache, die ich nicht verstehen werde.

Auf einem Bett entdecke ich einen kleinen niedlichen Stofftier-Hund. Mein Herz wird etwas weich. Wie kann man denn ein Kuscheltier zurück lassen? Wenn as Stofftierchen nicht so wichtig ist, nehme ich es gar nicht erst mit. Und wenn es ohne das Tierchen nicht geht, hätte es auch an den Besitzer zurück geschickt werden müssen. Da gibt es doch Möglichkeiten. Unverständlich. Es kostet mich Überwindung, das Hündchen nicht zu tätscheln und gar mit zu nehmen. Ich finde es schrecklich, wenn Stofftierchen vergessen werden und zurück bleiben. Auch so eine Sache, die in mir steckt – sogar als Erwachsene. Dennoch lasse ich ihn zurück. Ich werde ihn nicht mehr vor Schimmel und Moder retten können.

Der Zustand dieses Lost Place ist insgesamt mehr als bedenklich: muffiger Geruch zeugt von eingedrungener Feuchtgkeit. Der Boden ist an einigen Stellen so weich und nachgiebig, dass ich mich frage, wie lange er das Gewicht der Möbel noch halten wird. Ich bewege mich also dementsprechend vorsichtig und feinfühlig, auch wenn meine Körperstatur zum Glück keine großen Gewichtsprobleme auf den maroden Zustand der Holzbalken haben dürfte – aber man steckt ja nicht drin.

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