Der verlassene Gasthof Ballsaal “Kugellampen”

Der verlassene Gasthof Ballsaal “Kugellampen”

Dieser verlassene Gasthof mit eigenem Ballsaal ist nicht mehr zu retten.

Die Tür zu diesem verlassenen Ballsaal im ehemaligen Gasthof ist nicht verschlossen, aber man kann sie auch nicht einfach so aufmachen. Die Türklinke fehlt. Das wußte ich und bin “bewaffnet”. Ich wußte auch, dass die hübschen mediterranen Engel an der Stuckdecke nicht aufgemalt sind, sondern dass es nur eine bunte Tapete ist. Aber selbst als ich direkt darunter stehe und sie genau unter die Lupe nehme, finde ich, dass es kaum auffällt. Der Tanzsaal ist trotz des langen Leerstands noch sehr schön. Besonders die Figuren im Jugendstil am Bühnenrand geben dem verlassenen Ballsaal etwas Elegantes. Die Kugellampen sind allerdings nicht die original Leuchter. Ursprünglich gab es nur einen großen Kronleuchter in der Mitte, der zwar auch viele kleine Kugellampen hatte, aber deutlich weniger, dafür lange Arme (siehe Ausschnitt einer Postkarte von meiner Recherche). Als ich mich weiter umsehe, erkenne ich dann doch den ruinösen Verfall…

Im Bereich der Getränke-Bar und des Sitzbereichs liegt das Gebälk der Decke frei. Das Innenleben ist komplett herunter gebröckelt und bedeckt den Fußboden. Teile der Gipsrasterdecke hängen einzeln an Strippen herunter. Solche Gipsdecken, die aus diesen löchrigen quadratischen Einzelplatten bestehen, nannte man übrigens in der DDR “Moki-Decke” (benannt nach dem »Moskau Kino« in Berlin, wo die Gipsrasterbausteine erstmals verwendet wurden). Aber das nur am Rande… Meine Recherchen haben ergeben, dass der Besitzer des ehemaligen Gasthofs in der damaligen DDR Schwierigkeiten mit der Beschaffung von Ersatzteilen für seine Bewirtschaftung hatte und schließlich das Gasthaus verpachtete. Der Tanzsaal wurde von der Gemeinde übernommen. Als in den 1980gern Reparaturen anstanden, fehlte es auch hier an Material. Man entnahm behelfsmäßig Holzbalken aus dem Dach, welches danach selbst aber nie wieder instand gesetzt wurde. Und so wurde es nach und nach dermaßen undicht, dass es nun den Verfall dieses verlassenen Gasthauses verursacht.

Ich will sehen, wie stark der Rest dieses Lost Place vom unaufhaltsamen Verfall betroffen ist: die Zimmer oben sind etwas wüst. Ob die metallenen Klappbettgestelle zur echten Einrichtung gehören, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn der Gasthof von Anfang 1900 ist, so wären doch richtige Betten vorhanden. Die Gastronomie-Räume im Erdgeschoss sehen noch recht gut aus. Ein paar Feuchtigkeitsflecken sind zu sehen, aber man könnte durchaus noch ein Bierchen trinken. Dazu nette Klaviermusik, und der Laden brummt wieder. Naja, ob das Brummen auch die Kosten für Reparaturen und Sanierungsarbeiten einspielen würde, lasse ich mal dahin gestellt….

Es freut mich sehr, dass es in diesem Lost Place zwar leider Verfall, aber (bisher, Stand Sommer 2021) kein Graffiti und keinen Vandalismus gibt. Der Lost Place ist dennoch verloren.