Der verlassene Ballsaal “Asymm”

Der verlassene Ballsaal “Asymm”

Es regnet. Nicht so schön, wenn man Lost Places fotografieren will. In der Nacht sind bekanntlich alle Katzen grau – auch schon bei wenig Licht. Ohne Licht keine Farbe. Aber ich weiß mir natürlich fotografisch zu helfen. Kritischer finde ich immer noch den Regen. Als ich die Straße entlang schlendere, kommen mir blökend Schafe entgegen. Schafe kommen gleich nach Gänsen. Sie machen genau dann Radau, wenn man es nicht gebrauchen kann. Mein Blick fällt auf ein Gerät auf dem Rasen, dass aussieht wie ein Trafo oder kleiner Generator oder etwas ähnliches. Jedenfalls leuchtet ein Lämpchen an dem Ding, also fließt Strom durch. Von dem Gerät geht ein Kabel ab, dass in den verlassenen Gasthof führt. Ein anderes Kabel liegt lose auf dem nassen Rasen. “Ääääh??”, denke ich, “was soll das denn werden?!” Im alten Gasthof selbst tropft es aus mehreren Löchern in der Decke des Ballsaals. Ich schaue mich um, ob ich irgendwo Steckdosen und Stromleitungen sehe, die offen liegen. Mein prüfender Blick sucht ebenso den Boden nach Feuchtigkeit und Wasser ab. Das Gerät draußen auf dem Rasen gibt mir zu denken und bereitet mir ein mulmiges Gefühl. Aber ich kann kein baumelndes Kabel entdecken. Am Ende des Saals führen ein paar Stufen hinunter in den anliegeden Raum. Hier steht bereits das Wasser knöchelhoch. “Nicht einen Schritt”, beschließe ich. Im Zimmer um die Ecke dringt so viel Regen ein, dass jemand einen Eimer zum Auffangen des Wassers hingestellt hat. Hier finde ich auch das Kabel, dass von außen von diesem Gerät hier herein gelegt wurde. Es hängt extrem knapp über dem Boden, mit offenen Leitungen. Mir wird schwummerig. Wenn hier das Wasser auch nur eine halbe Hand breit auf dem Boden steht, ist es wie mit dem Fön und der Badewanne. Ich unterdrücke ein Schaudern und werfe schnell noch ein paar Blicke in die verbleibenden Räume – mit weit geöffneten, wachsamen Augen. Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn Feuchtigkeit an die offen liegenden Leitungen kommt – sowohl für den alten Gasthof, als auch für die Schafe draußen. Ein Lost Place birgt immer Risiken, aber hier wird es mir zu brenzlig. Ich ziehe ab. Der Regen hat sich beruhigt; ich noch nicht ganz. Aber das wird schon, wenn ich meinen geliebten Döner esse.