Das verlassene Feuerwerkslaboratorium

Das verlassene Feuerwerkslaboratorium

Das verlassene Feuerwerkslaboratorium hat auch ein Kulturhaus mit großem Ballsaal

Als ich vor dem verlassenen Feuerwerkslaboratorium stehe, bin ich im ersten Moment verwundert. Die Gebäude auf dem großen Gelände erinnern mich mehr an eine verlassene Kaserne als an eine ehemalige Munitionsfabrik oder eine Forschungsstätte. Ich hatte sowas wie verlassene Fabrikgebäude mit Schornstein und Produktionshallen erwartet. Aber zugegebenermaßen bin ich in erster Linie hergekommen, um mir den großen verlassenen Ballsaal in dem alten Kulturhaus anzusehen. Trotzdem durchstreife ich natürlich alles. Im ersten Gebäudetrakt denke ich wieder: „Also echt, das muss doch mal eine Kaserne gewesen sein, so wie die langen Flure und Räume aussehen.“ Nirgendwo sieht es nach ehemaliger Produktionsstätte für militärisches Schießpulver aus. Gegenüber ist das ehemalige Kulturhaus. Dort entdecke ich neben dem großen Ballsaal mit den grün bemalten Stahlträgern an der Decke noch einen weiteren Saal, ganz schlicht in weiß gehalten, allerdings ohne Bühne. Der Ballsaal mit Bühne war für Veranstaltungen, der weiße Sall diente als Speisesaal. Auf dem Dachboden des Kulturhauses finde ich eine Papptafel und ein Zeitungsblatt mit russischen Schriftzeichen. „Muss ich zu Hause mal recherchieren…“, nehme ich mir vor.

Es stellt sich heraus, dass ich gar nicht so verkehrt lag mit meiner Vermutung, dass es sich um eine verlassene Kaserne handelt. Doch ursprünglich wurden diese Gebäude von 1914-1916 im Auftrag des Preußischen Kriegsministeriums Berlin als Feuerwerkslaboratorium zur Herstellung von Zündern und Granaten erbaut. Sie waren Teil der kaiserlichen Pulverfabrik Kirchmöser, welche damit neben Spandau und Hanau die dritte staatliche Pulverfabrik wurde. Sämtliche zum Werk gehörenden Gebäude wurden aufgrund der Explosionsgefahr in sehr weitem Abstand zueinander positioniert. Das Feuerwerkslaboratorium ist am entlegendsten errichtet. Alle Gebäude eint in ihrer Architektur der Stil der „Neuen Sachlichkeit“. Die Fassaden sind mit roten Ziegeln verblendet, mit vielen Fenstern ausgestattet und als Dach wurden schöne Walmdächer aufgesetzt. Besonders interessant an der Bauweise der Gebäude ist, dass man ebenfalls wegen des Explosionsgefahr die Geschossdecken teilweise nur in Leichtbauweise baute.

Nach dem ersten Weltkrieges übernimmt die Deutsche Reichsbahn die ehemalige Pulverfabrik und macht daraus das „Eisenbahnwerk Brandenburg-West“ zur Wartung von Lokomotive. Mit Ende des zweiten Weltkrieges bezieht die russische Armee die Gebäude – auch die vom ehemaligen Feuerwerkslaboratorium – demontieren das Inventar und nutzen sie als Kaserne. 1991 übergeben die Russen die ehemalige Pulverfabrik mit Feuerwerkslaboratorium an Deutschland. Sämtliche Gebäude der ehemaligen Pulverfabrik inklusive Feuerwerkslaboratorium blieben im Krieg unversehrt und stehen heute unter Denkmalschutz. 2003 wurden sie an die Stadt Brandenburg (Havel) übergeben. Es finden teils Altlastenbeseitigung und Sanierung statt.

Das verlassene Feuerwerkslaboratorium gehört für mich zu den interessanten Lost Places in Brandenburg.

Quellen: https://www.industrie-kultur-ost.de/datenbanken/online-ruinen-datenbank/pulverfabrik-kirchm%C3%B6ser/

https://www.ak-brandenburg.de/sites/default/files/2023-05/Stadt-Land%20gestalten_2015_Plaue.pdf

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