Das verlassene Castello di L

Das verlassene Castello di L

Wie das so ist in den südlicheren Ländern: die Pflanzen wachsen schnell, dicht und hoch. Ich dränge mich durch das zwar trockene, abe recht dichte Gestüpp aus Büschen und Bäumchen und versuche dabei, möglichst leise zu sein. Als ich an eine kaputt gebrochene Mauer komme, höre ich dahinter Geraschel. Das ist ungünstig, denn ich weiß nicht, was mich hinter der Mauer erwartet. Während ich meine Ohren zu vergrößern versuche, guckt der Kopf einer jungen Frau plötzlich hervor. Sofort spricht sie mich auf englisch an, ob ich hier sei, um mir das verlassene Castello anzuschauen. Sie macht einen völlig lockeren, freundlichen Eindruck, der mich etwas verwirrt. „Äh, ja“, sage ich zögernd. Na super, dann soll ich mal mit ihr kommen, sie würde mir den Eingang zeigen. Sie selbst sei nämlich mit ihrem Hund hier auf Trüffelsuche. Ich bin noch verwirrter. Doch zuerst soll mich der Hund beschnuppern, damit er mich „kennenlernt“ und mich nicht als Bedrohung sieht. Der Hund schnuppert an mir. „Na, du bist gut“, denke ich in Bezug auf die junge Frau, „so laut wie du redest, ist es doch egal, ob der Hund bellt…“. Ach, und die Nachbarn würden sie und ihren Trüffelhund aber schon kennen. Maria, sei ihr Name. Die junge Frau tendiert zum Labern, merke ich schnell. „Ich gehe dann mal Fotos machen“, sage ich zum Abwimmeln und gehe rein. Kaum habe ich den ersten Raum fotografiert, höre ich Maria von draussen laut rufen: „Are you ok?“, „Yes.“, antworte ich kurz angebunden. Was soll denn auch sein, ich bin ja gerade erst reingegangen. Ich mache eine kurze Video-Sequenz und disponiere dann mein Stativ um. „Hey, everything ok?“, ertönt wieder lautstark Maria’s Stimme. „Yäh-hess!“, rufe ich augenrollend. Unglaublich. Ich bin noch nicht mal in der ersten Etage. Ich entschließe mich, kurz zu ihr hinaus zu gehen, um zu sagen, dass ich jetzt hochgehe und sie dann vielleicht nicht mehr höre. „I go to lunch now“, sagt sie und läd mich glatt ein, mit zum Mittag zu ihr nach Hause zu kommen. Das sei sehr freundlich, aber ich habe volles Programm, sage ich mit stiller Erleichterung. Wir verabschieden uns. Nett war sie, klar, aber irgendwie auch schräg. So einen Fall hatte ich nocht nicht, aber es passt in meine Erlebniswelt, weil ich irgendwie ganz oft angesprochen werde. Keine Ahnung, warum.

Jedenfalls kann ich endlich das verlassene Castello ablaufen. Es ist größer, als ich dachte. Die Decken sind hier für mich die interessanten und schönen Motive, denn Inventar kann man nicht mehr erwarten. Trotzdem hätte mich interessiert, etwas über die Geschichte und den ehemaligen Besitzer heraus zu finden und den original Zustand mal zu sehen. Leider fand ich über dieses verlassene Castello keine Info’s. Trotzdem ein schöner Lost Place in Italien.

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