Der verlassene Gasthof mit Ballsaal am Bahnhof
Der verlassene Ballsaal hängt schon ziemlich auf halb acht. Eigentlich hängt der komplette verlassene Gasthof durch. Als ich an der Seite eintrete, erkenne ich erst auf den zweiten Blick, wo ich mich befinde. “Ach, das ist ja ein Klavier”, denke ich, als ich den dunklen Fleck in der Ecke erkenne. Ich bin offenbar bei einem Seiteneingang der Bühne. Klaviere sind typisch für alte Gasthöfe wie diesen. Das einsame Musikmöbel hat arg gelitten, aber den Einsturz des Daches überlebt. Es tut mir ein bisschen leid, dass sich niemand gefunden hat, es zu retten. Vorsichtig schwebe ich zum gegenüberliegenden Ausgang, um mir einen Gesamteindruck des immer noch schönen Ballsaals zu verschaffen. Die Pastelfarben gefallen mir sehr. Es ist gar nicht so einfach, meine Kamera auf meinem Stativ in Stellung zu bringen, da der Holzboden bereits mehrere Löcher hat und sich schlecht einschätzen lässt. Während ich in Ruhe die Möglichkeiten der Positionierung von mir und meinem Equipment durchdenke, schweift mein Blick nach draußen – man muss immer alles im Blick haben. Ich traue meinen Augen kaum, als ich die drei grünen Türen und zwei weitere vor mir sehe: Freilufttoiletten. Die letzten Streifen Holz darüber zeugen von einer mal dagewesenen Überdachung, vielleicht auch eine Art Dachboden. Aber ich glaube, über den Toilletten war dennoch Freiluft. Im Sinne der Belüftung vielleicht nicht schlecht – im Winter aber unangenehm kalt. Egal. Zurück im Ballsaal probiere ich einen guten Stand für mein Dreibein zu finden und mache meine Fotos. Der Saalanbau ist größer als das Gasthof-Gebäude. Nach einer Treppe suche ich gar nicht erst, der marode Zustand lässt keinen Blick in den ersten Stock zu. Ich schätze das Baujahr von diesem verlassenen Gasthof mit Ballsaal auf Anfang den letzten Jahrhunderts. Wahnsinn. Ich bin gespannt, wie lange er noch stand hält.