Das verlassene Schloss „Rosa“

Das verlassene Schloss „Rosa“

Dieses verlassene Schloss hat einen schönen Saal in rosa.

Wie es immer so ist bei schönem Wetter: es sind viele Leute draußen unterwegs. So auch heute. Schon von weitem höre ich Stimmen, als ich mich auf einem schmalen überwucherten Trampelpfad zwischen Bäumen und Gebüsch dem verlassenen Schloss nähere. Vor dem Lost Place wird Badminton gespielt, Jugendliche üben Stands mit ihren Mountainbikes und einige Spaziergänger schlendern herum. „Na super“, denke ich, und schleiche scheinheilig um das Gebäude herum. Mein Adlerauge entdeckt ein zerbrochenes Fenster mit Blutspuren, die unübersehrbar auch innen bis zum großen Flügel führen. Hier wurde also gewaltsam eingebrochen. Ich kann mich nicht erwehren, Schadenfreude für den Einbrecher zu empfinden, denn so etwas finde ich absolut nicht gut. Wenn ein Gebäude durch Verfall zerplatzte Fenster und kaputte Türen aufweist, ist das eben so. Aber wenn nicht, dann ist eben dicht.

Die Geschichte dieses verlassenen Schlosses geht weit zurück ins 10. Jahrhundert. Das genaue Datum der Erbauung ist nicht belegt, ebensowenig der Erbauer – es bestehen nur Vermutungen. Zumindest wurde es ursprünglich als Kloster erbaut. Belegt ist die Nutzung als Benediktinerkloster für Männer seit 1152. Während der Jahre 1523–1641 war es protestantisch. Neben der Klosterkirche gehörten ein Bibliotheksgebäude, das heute als Schloss erhaltene ehemalige Konventsgebäude, sowie ein Kreuzgang. Erhalten geblieben sind allerdings nur noch die Klosterkirche und dieses Schloss. 1803 wurde das Kloster verstaatlicht und ging dann in den Besitz des Feldmarschalls von der Schulenburg-Kehnert über. Die Parkanlage entstand im englichen Stil mit Garten und Fischteich 1848.

Zur NS-Zeit wurden 1937 das heutige Schloss samt Gutsgrund von den Reichswerken einverleibt. Ihnen diente das Schloss als Verwaltungsgebäude. In den 1940gern waren immer noch Lungenkrankheiten gängig, sodass 1942 die Landesversicherungsanstalt BS das Schloss als Lungenheilstätte nutzte.

Das verlassene Schloss inklusive Park ist heute in Privatbesitz. Im Park finden sich immer wieder gern Leute zum Spielen von Federball, Boule oder Jugendliche für Fahrrad-Stund-Test ein.