Das Knappschaft-Erholungsheim ohne Glück
Wie so oft im Leben schiebt man manchmal etwas so lange vor sich her, bis es sich von allein aufgelöst hat. So kam es mir vor, als ich an diesem sonnigen Tag zu dem verlassenen, ehemaligen Knappschafts-Erholungsheim “Glück Auf” gefahren bin und vor nicht einmal der Hälfte des übriggebliebenen Trauerspiels stand. Ob es nun Abriss oder Einsturz war, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Auf jeden Fall war jeglicher Zugang in das klägliche Stück Hausrest nicht möglich. Die Haustür vorn war zugeschüttet, von hinten versperrten Bauschutt, umgefallene Bäume und halbe Hauswände den Zutritt.
Mir kam eine Idee: bei dem bereits zusammen gefallenen Teil des Erholungsheims war der Keller nicht gänzlich unter den Trümmern begraben. Von oben über den Bauschutt war es für mich nicht möglich, den Keller zu erreichen, aber ein Kellerfenster bot die Möglichkeit für eine Kletteraktion. Vorsichtig prüfte ich das Geröll, die herum liegenden Holzbalken und anderen Müll auf Stabilität. Es könnte ja sein, dass sich irgendwo darunter ein Loch befindet und mein Schritt den Schutt zum Einsacken bringt. Ich hielt mich dann mit den Händen oben am Fensterrahmen fest, steckte die Beine durch das Fensterloch und nutzte zusätzlich seitlich ein altes Holzregal als Einstiegs-Tritt.
Natürlich waren Bauschutt und Erde auch hier unten angekommen. Keine Frage, die besten Zeiten des Knappschafts-Erholungsheims waren vorbei, mögliche schöne Motive im Erholungsheim waren gelaufen, ich habe den Zug verpasst. Hier war nichts mehr mit “Glück auf”, nur noch “Ende Gelände”. Dennoch war es nicht uninteressant, die verbliebenen Küchen-Geräte und -Utensilien zu entdecken. In einem Schrank standen noch original alte Kaffee-Kannen und etwas Geschirr, auf einem Regal lag ein Motorradhelm, in einer Kiste standen mehrere Flaschen Saft. Zusätzlich war eine Kühltruhe voll Wasser gelaufen, was irgendwie ein bisschen witzig war. Besonders spannend fand ich aber die kleinen Emaille-Herde sowie die lange Koch-Zeile. Außerdem befand sich hier unten ein Kühlraum mit sehr dicker Metalltür. Offenbar wurde nicht nur im Keller das Essen aufbewahrt und zubereitet. Ein Raum mit Badewanne, Duschecke und Toilette ließen darauf schließen, dass die Angestellten des Erholungsheims hier unten auch die Küchendüfte und andere Notdürfte loswerden konnten oder sollten.