Der verlassene Gasthof “Traube”
Ein alter Gasthof mit Ballsaal und interessanter Geschichte
Das Ziel meiner heutigen Urbex-Tour galt einer verlassenen Industrie, in der ich mehr Zeit verbrachte, als gedacht. Es dämmerte schon, als ich mich auf den Rückweg machte. Die erste Straßensperrung brachte mich noch nicht aus der Ruhe, schließlich hatte ich ja Frau Goggl als Navi. Aber die Goggl-Tante war nicht auf dem Laufenden. Sie schien die Straßensperrung nicht zu kennen und damit auch keine vernünftige Umleitung. “Naja, ich fahr einfach mal woanders lang, irgendwo geht’s schon weiter…”, dachte ich und brauste los. Nach wenigen Kilometern die nächste Sperrung. Frau Goggl war überfordert und wollte mich auf die alte Strecke schicken. “Da geht’s nich’ weiter!” blaffte ich sie an und überlegte. “Kann ja sein, dass die Straße gar nicht kaputt is…. ob ich einfach mal gucke, die Sperre beiseite rücke und weiter fahre…?” Ach nee, wer weiß. Wenden. Zurück zur ersten Sperrung, diesmal links weiter. Frau Goggl blieb beharrlich bei ihrer Route. Ich ignorierte sie. Nach seltsamer Fahrt über eine schmale Feldwegstraße landete ich in einem Kuhkaff, wo eine weitere Sackgasse wegen Strassensperrung angekündigt wird. “Nicht der Ernst!” Mich beschlich Unwohlsein. Ich fühlte mich irgendwie gefangen in einem Netz aus Straßensperren. Ein Auto am Ende des Dorfes wendet. Ich irre nicht allein hier herum. Die Dämmerung schritt bedrohlich voran. Ich war leicht genervt und unterdrückte das aufkommende Gefühl der Hilflosigkeit. Frau Goggl hatte ich inzwischen stumm geschaltet. Ich suchte mir jetzt auf dem Handy selber eine Route zurecht, die mir machbar schien und kam somit durch einen kleinen Ort, in dem dieser verlassene Gasthof steht. Ich war schon um die Kurve, als mein Fuss auf die Bremse trat. An einem verlassenen Gasthof kann ich nicht vorbei fahren. Schaffe ich einfach nicht. Die Uhr zeigte 21.30h, es regnete und mein Magen wollte zu meinem Lieblings-Döner-Laden. Egal, hier handelt es sich schließlich um einen verlassenen Gasthof. Ich entschied mich dafür, erstmal zu schauen, wie es innen aussieht, bevor ich bei dem Regen mein Fotokram mit schleppte. Der alte Gasthof ist bereits ziemlich durch. Feuchtigkeit hängt in der Bausubstanz. Der verlassene Ballsaal ist nicht sonderlich groß und hat eine Holzdecke, die ich eher untypisch für alte Gasthöfe finde. An einer Seite sind sowohl Decke aus auch Boden vom Ballsaal durchgebrochen. Die restlichen Räume sind leer. Nun denn, weiß ich das auch mal. Auch wenn dieser verlassene Gasthof mit Ballsaal kein großes Highlight ist, so hätte ich mich wohl doch geärgert, wenn ich ihn nicht besucht hätte.
Wie immer versuche ich etwas über die Geschichte meiner besuchten Lost Places herauszufinden:
Auf dem Saal der Gaststätte im 1. Stock wurden französische Kriegsgefangene interniert. An
Quelle: http://www.zwangsarbeit-ee.de/dokumente/elsterwerda/Die-Lager-der-Gefangenen-und-Zwangsarbeiter-Krauschuetz.pdf
den Sonntagen wurden die Fremdarbeiter an die Bauern „ausgeliehen“, die in der Landwirtschaft
halfen und dort gut mit Essen versorgt wurden.
Mehr als zehn Franzosen mussten aus diesem Quartier täglich nach Kotschka laufen und in den
dortigen landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten.