stiller VEG Kampf

stiller VEG Kampf

Ein vergessenes Betriebsferienheim, verlassen ganz ohne Kampf

Manchmal denke ich, es hat alles seinen Sinn. Auch rote Ampeln, der verpasste Bus oder andere Abläufe, die sich eben nicht wie geplant abspielen. So auch auf meiner Rückfahrt von einem tollen Sommer-Wochenende bei einer Freundin. Wir hatten herrliches Wetter, der laue Abend lud zu diversen Bierchen ein und längerem Party-Aufenthalt. Der nächste Morgen war hart: eine zu kurze Nacht, weil es eigentlich eh schon Morgen war, ein schwerer Schädel, Dehydration und die übliche Verwirrung. Die Abreise mit meinem Wägelchen gestaltete sich als umso anstrengender, da ich durch eine Baustelle von der Autobahn und durch das Umland gelotst wurde, wobei im Radio der nächste Stau auf meiner Strecke bereits in Reichweite angekündigt wurde. Kurzum: ich versuchte, mich analog, also mit Atlas, selbst um die kritische Zone herum zu manövrieren. Die Temperaturen lagen inzwischen bei 31°C, meine Klimaanlage schnaufte, meine letzte Wasserpulle fühlte sich auch nicht besser an. Jedenfalls bin ich wohl im Landesinneren irgendwo falsch abgebogen oder auch nicht. Zumindest musste ich in einem Kuhkaff anhalten und zwei freundliche Herren, die mich schon amüsiert aus ihrem Gartenstuhl heraus beobachteten, nach dem Weg fragen. Da ich noch ein paar Autobahn-Auffahrten überspringen wollte, führte mich mein Umweg nun an diesem Haus vorbei, welches ich mit meinem Adlerauge natürlich sofort als lost place erkannte. Jede Urbex-Tour birgt immer das Risiko, ohne Erfolg von dannen ziehen zu müssen oder gesehen zu werden (an dieser Stelle weise ich konkret darauf hin, das ich nicht zum Nachahmen animiere, da das Betreten fremder Grundstücke und Gebäude verboten ist!). Dessen ist sich jeder leidenschaftliche und echte Urbexer bewusst. Dennoch ist die Anziehungskraft zu verführerisch. Somit ging ich kurzerhand in die Bremsen, überwand die sofort hoch drängende Übelkeit, das Schwindelgefühl und den kratzenden Nachdurst und parkte in der Einfahrt. Gebückt schlich ich um das Gebäude zum hinteren Garten und ließ mich vom einzigen offenen Fenster einladen. Scheinbar hatten hier die letzten Anwesenden nur alles wild für einen Abzug zusammen geworfen, das war’s dann auch. Oder es sollte erneuert werden, denn es schien, als seien die Renovierungsarbeiten oben im Bad nur unterbrochen worden. Wer weiß…

Nachtrag in eigener Sache:

Bisher kennen nur wenige diesen lost place, leider hat es nicht viel gebracht. Ich habe Bilder im Netz gesehen, wo die Bäder oben zerstört wurden, die Eckbadewanne heraus montiert, Chaos verbreitet. Für mich einfach nur zum Kopf schütteln!! Es gibt leider genug Leute, die besser in einer Fitnessbude aufgehoben wären, um ihre Aggression und Großkotzigkeit abzureagieren.