Die ehemalige SS-Brotfabrik

Die ehemalige SS-Brotfabrik

Die alte VEB Bäckerei in Oranienburg als Außenstelle vom KZ Sachsenhausen

Es war mal wieder Zeit für eine Tour durch einen leider wenig beachteten lost place.

Das hätte ich nicht gedacht. Die Fenster der verlassenen ehemaligen Brotfabrik aus der NS-Zeit sind vergittert, auch innerhalb des Gebäudes tauchen Gitterstäbe immer wieder auf. Eine Großbäckerei hätte ich mir anders vorgestellt. Von außen sieht das Gebäude kleiner aus, als es innen ist. Die weiße Beton-Architektur, die großflächig und gleichzeitig beengend wirkt, gibt mir das Gefühl von Alleinsein, vielleicht fühle ich mich auch ein bisschen verloren, auf jeden Fall aber beklemmt. In der großen Halle stehe ich vor den zwei Backstraßen, riesig lange Backöfen, die 1944 bis zu 4000 Brote produzierten – eine für mich unvorstellbare Anzahl. Das Wissen um den geschichtlichen Hintergrund bewirkt eine Wahrnehmung, die an Betroffenheit nichts fehlen lässt. Ein Hauch von Geschehnissen scheint in der Luft wie eingefroren. Vielleicht tut die Stille auch ihr Übriges dazu.

Um in den weiteren Bereich der verschachtelten Gebäude zu gelangen, muss ich mich an dem eisenvergitterten Durchgang durch einen weggeflechsten Stab kurz über dem Boden zwängen. Zuerst das rechte Bein, dann Hüfte und Rücken nachschieben, Kopf und Arme ziehe ich zum Schluss nach. Schon allein dieser Einstieg kommt mir mehr wie eine Flucht vor statt wie ein Zutritt. Der Blick zurück durch die Gittertür ist nochmal um einiges gruseliger.

Auf der Treppe nach oben stehen doch tatsächlich noch alte Schuhe. Ich fasse es nicht. Ich erreiche eine Etage höher einen riesigen Raum, wo nur innen an der Wand ringsum eine etwa anderthalb Meter breite Fläche zum Herumgehen ist. Neugierig will ich zu den großen Zugrädern, die hinten am Fenster stehen und eine Holzrutsche unter sich bergen. Nur zufällig blicke ich im Gehen vor meine Füße und erkenne aus dem Augenwinkel ein dünnes Metallrohr, dass nur eine Handlänge aus der Wand ragt. Dennoch hätte ich mich fast mit meinem Hosenschlag darin verhangen, wäre dann wohl ins Stolpern geraten und möglicherweise seitlich in die Tiefe gestürzt, denn in der Mitte dieses Raumes ist der Boden offen zu dem Stockwerk darunter. Der Grund dieser Bauart erschließt sich für mich nicht. Bevor mich die weitere Vorstellung über mein weiteres mögliches Schicksal im Falle eines Falles komplett aus dem Tritt bringt, gehe ich zügig aber hochgradig aufmerksam weiter. Ich hab es eh nicht so mit Höhe. Aber der Blick in das Loch bei der Holzrutsche ist schon irre, zumal ich mit meiner Statur durchaus durch gepasst hätte. Eine weitere Vorstellung, die besser nicht ausgebacken wird….